VON ANDREA ANSTÄDT
REUTLINGEN. Wer die »Soulhossas« schon einmal live erlebt hat, wird die Band nicht mehr so schnell vergessen. Nicht nur, dass man selten Musiker mit geistiger Behinderung auf der Bühne erlebt, nein, man kriegt auch Sänger und Strahlemann Harald Beck nicht mehr aus dem Gedächtnis, der Lust und Spaß pur auf der Bühne vermittelt.
Zwei Bands, ein Projekt – und neuerdings auch auf CD vereint: »Skylla« und »Soulhossas«. FOTO: ANSTÄDT
Zu hören sind die »Soulhossas« nun auch aus der Konserve. Gemeinsam mit der Mädchenband »Skylla« haben sie ihre erste CD mit dem Titel »Rock Relaxt« aufgenommen. Am Montag, 19. April, steigt im Nepomuk die Release-Party, in der die CD erstmals vorgestellt wird.
Schön bunt und ziemlich professionell kommt schon die Hülle daher. Für den klanglichen Inhalt haben die »Soulhossas«, bestehend aus fünf Menschen mit geistiger Behinderung und zwei »Anleitern«, und »Skylla« eine Woche lang in den Faschingsferien im Studio verbracht. Eine tolle Erfahrung, wie Schlagzeuger »Matze« Matthias Stöckl findet. »Wir haben gut im Studio gearbeitet und die Mädchen haben gut gesungen.«
19 000 Euro von Aktion Mensch
Sänger Harald Beck musste sich allerdings bei den Aufnahmen etwa einschränken. »Früher haben die Stücke so lange gedauert, bis er meinte, mit dem Text durch zu sein«, stellte Biggi Neugebauer lächelnd fest, die den Bass spielt und das Musikprojekt der Kulturwerkstatt leitet. »Unsere Songs haben mittlerweile aber doch festere Strukturen bekommen.«
Viel hat sich seit Februar 2000 getan, als das Projekt »Rock through the Barricades« zunächst einmal als Testluftballon gestartet wurde. Mittlerweile wird es sogar von der Aktion Mensch mit 19 000 Euro gefördert. Nur mit dieser Summe im Hintergrund habe sich auch die CD-Produktion verwirklichen lassen, »die wirklich sehr teuer war«, wie Biggi Neugebauer erklärte.
Ziel des Projekts ist es zum einen, die Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit Behinderung in eine Freizeitbeschäftigung mit großer öffentlicher Wirkung zu integrieren, zum anderen aber auch der direkte Kontakt mit »Skylla«, um den integrativen Aspekt noch zu erweitern.
Die Mädchen wiederum haben sich gerne auf das Experiment eingelassen. »Wir lernen gegenseitig voneinander und auch, auf den anderen einzugehen«, sagt »Paule« Paulina Kammerlocher. »Skylla« selbst haben sich dem Alternativ-Rock verschrieben und ihren »total eigenen Stil« gefunden, wie Bassistin Rosa Stecher stolz feststellt. Wie die »Soulhossas« schreiben auch sie ihre Lieder selbst.
Beide Bands freuen sich schon sehr auf den Auftritt im Reutlinger Kulturcafé Nepomuk, wo sie sich auch mal einer anderen Öffentlichkeit präsentieren können. Die Party wird ab 20.30 Uhr mit »Grievance«, einer weiteren Band der Kulturwerkstatt, eröffnet. Die fünf Jungs spielen eine Mix aus Punkrock und Balladen. (GEA)
Originalartikel erschienen am 15.04.2004 im Reutlinger Generalanzeiger.