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Musikwerkstatt Presse Reviews

Es klopft und klopft und klopft 25/5/04

Festival – Nachwuchsbands aus Reutlingen und der Region haben das Jugend-Art-Spektakel als Leistungsschau genutzt

GUNTHER REINHARDT

REUTLINGEN. »War’n Klasse-Auftritt«, lobt Janis Karola. Karola ist 17 und spielt Gitarre bei Illusion, die gerade im Jugend-Art-Zelt auf der Bühne waren. Janis ist 12, Drummer bei Killix und hat vorhin nicht nur sein Lampenfieber besiegt, sondern auch ein umjubeltes Schlagzeugsolo hingelegt. Der Abschluss des Jugend-Art-Festivals war eine Leistungsschau des Reutlinger Rock-Nachwuchses. Am Freitag zeigten Bands der Musikwerkstatt ihr Können, am Samstag konkurrierten drei Gruppen um einen Nachwuchspreis und besorgten nebenbei das Vorprogramm für den Auftritt von Jahcoustix.

Psychonauts JugendArt 2004Heizten dem Publikum im Jugend-Art-Zelt ein: die Psychonauts. FOTO: REINHARDT

Es geht sehr knapp zu am Samstag. Zum Sieger nach Punkten erklärt die Jury schließlich Ascona aus Reutlingen, die eingängigen Alternative-Rock spielen. Zweiter werden die schrägen Psychonauts, abgeschlagen auf Platz drei landen T.I.A. Beim »Regio.Music.Spot«- Wettbewerb, der sich an Nachwuchs-Kombos aus der Region richtet, treten in diesem Jahr an vier Terminen Bands gegeneinander an, die bei ihren Auftritten nur eigene Songs spielen dürfen.

Idealer Anfänger-Song

Für die Bands, die am Freitag auftreten, gilt diese Regel nicht: »Wir spielen jetzt »Knocking On Heavens Door«« sagt Katja, die bei den Streetfighters singt. Diese Ansage bekommt man Freitag oft zu hören. Neben der Münsinger Band mit Spätaussiedlern klopfen etwa auch die Heavy-Metal-Fans Killix und Abnormal, ein Projekt mit behinderten Musikern, an der Himmelpforte. Abnormal haben außerdem »Hit The Road, Jack« im Programm, den idealen Anfänger-Song, wie Biggi Neugebauer von der in die Kulturwerkstatt integrierten Musikwerkstatt sagt: »Der funktioniert immer.« Das Stück besteht nur aus einem Teil, und vier Töne reichen, um es nachzuspielen: »Das kriegt man mit absoluten Anfängern schon nach einem dreistündigen Workshop hin«, sagt Neugebauer.

Die Musikwerkstatt gibt es seit zwanzig Jahren. Kinder und Jugendliche brauchen weder musikalische Vorkenntnisse noch Instrumente, um mitzumachen. »Ich lass immer alle mal alles ausprobieren«, sagt Biggi Neugebauer.

Jungs, die anfangs fast immer Schlagzeuger werden wollen, entwickeln sich so später oft zu Keyboardern oder Bassisten. Rund zwanzig Bands werden zurzeit in der Musikwerkstatt betreut. Und die Hälfte der Bandmitglieder sind Mädchen: »Darauf bin ich besonders stolz«, sagt Neugebauer. Denn während Jungs es oft cool finden, in einer Band zu spielen, »muss man Mädchen erst davon überzeugen, dass so etwas cool ist«, so Neugebauer.

Mal spielen Mädchen wie Killix-Bassistin Laura (14) mit Jungs in einer Band, mal gründen sie reine Mädchen-Kombos wie J-Dekay, die am Freitag ihren allerersten Auftritt haben. Die 14 anderen auftretenden Bands haben alle schon mal Bühnenluft geschnuppert. Die Soulhossas etwa haben im Frühjahr eine CD ausgenommen. Und während sich viele Anfängerbands zunächst lieber auf Coverversionen von Rock-Klassikern stürzen, spielen Illusion, die es seit dreieinhalb Jahre gibt, nur eigene Stücke geschrieben von den Frontfrauen Nadine und Karola. Beide schwärmen von den Red Hot Chili Peppers. Killix-Gitarrist Andreas (13) antwortet dagegen auf die Frage, wer die beste Band überhaupt ist: »Na, wir!« (GEA)

Orginalartikel erschienen am 25.05.2004 im Reutlinger Generalanzeiger.