Werte im Medienalltag

WertAll

WertAll – Werte im Medienalltag

Wertediskussion innerhalb der Kinder- und Jugendarbeit im Rahmen von medialen Gruppenarbeiten

Projektleiter: Wilfried Lever
Projektzeitraum: 09/2005 – 08/2006

Vorüberlegungen

In unserer langjährigen Arbeit mit Kindern und Jugendlichen im Bereich Medien beobachten wir, dass es für Kinder und Jugendliche immer selbstverständlicher wird, Musik und auch Filme aus dem Internet herunterzuladen, ohne dabei Unrechtsbewusstsein zu haben. Tatsächlich handelt es sich hier um Diebstahl. Sicher bekommt man an dieser Stelle immer wieder zu hören, dass die Musik in den Plattenläden oder legal „downloadbare“ Musik aus dem Internet überteuert ist. Aber gerade aus dieser Haltung von Erwachsenen heraus ist es für Jugendliche nicht erkennbar, was richtig oder falsch, gerecht oder ungerecht ist und welche gesellschaftlichen Werte vermittelt werden. Auch von vielen erziehenden Personen (Eltern, Lehrer und Pädagogen) ist hier keine eindeutige Haltung zu erkennen.

Aber auch das Kopieren von Computerspielen oder auch Anwenderprogrammen – beliebt sind hier besonders teure Microsoft-, Adobe- oder Macromedia- Produkte – sind zu einer Selbstverständ- lichkeit geworden. Eine Untersuchung über das Spieleverhalten von Jugendlichen im Großraum Bremen von Friedemann Schindler hat ergeben, dass ein Jugendlicher ca. 50 Spiele besitzt. 90 % davon sind Raubkopien. Interessant war bei dieser Untersuchung, dass das Verhältnis bei Erwachsenen etwa gleich ist.

Schlägt man nun noch den Bogen zur großen Politik, wo viele Millionen Euro auf Schweizer Bankkonten auftauchen und deren Herkunft, Sinn und Zweck niemals richtig aufgeklärt wird, verschwindet das eigene Vergehen in mikroskopische Nichtigkeit. Was wird aber hier mit unserer öffentlichen Grundordnung – mit unseren Werten?

Ziele

  • Auseinandersetzung mit dem Thema Werte
  • Sensibilisierung der Jugendlichen bezüglich Internetinhalte und Nutzungsverhalten im Netz
  • Diskussion über das Thema: Raubkopien von Musik, Video und Software
  • Gemeinsam Regeln im Umgang mit dem Internet zusammen mit Jugendlichen entwickeln und weitergeben
  • Wertediskussion, Reflexion eigenen Verhaltens
  • Entwickeln von Rechts- und Unrechtsbewusstsein
  • Geändertes Urheberrechtsgesetz – Auswirkungen
  • Schutz durch technische Maßnahmen
  • Gruppenprozesse und soziales Handeln fördern
  • Aufbereiten der Ergebnisse in einer Internetseite
  • Präsentation – aktiv werden in der Öffentlichkeit

Durchführung

Wir legen großen Wert auf die Geschlechterdifferenzierung. Die Themen von Jungen und Mädchen sind unterschiedlich, Daher braucht es auch getrennte Gruppen. Mädchen werden von Pädagoginnen, Jungen von Pädagogen angeleitet. Wobei diese Aufteilung in bestimmten Phasen und Personengruppen aufgelöst werden kann – je nach Situation.

Die Durchführung erfolgt in fünf Phasen

Erste Phase:

Zunächst soll sich die jeweilige Gruppe das Thema „Werte“ selbst erarbeiten. Hierbei wollen wir besonders die jeweilige Auseinandersetzung mit dem Thema und somit eine Sensibilität schaffen. Eine Frage ist nach dem Sinn und der Bedeutung von Werten in unserer Gesellschaft. Es sollen Beispiele gesucht werden die die Werte definieren oder belegen. Dieses Erarbeiten geschieht mit unterschiedlichen Medien: Denkbar ist eine Internetrecherche, aber auch das Überarbeiten von Literatur, Tageszeitungen, Radio, Fernsehen … oder auch Interviews die in Form von Text oder auch in O-Tönen gesammelt werden können.

Einen Focus wollen wir auf das Thema Medien im Kontext der Jugendkultur beleuchten. Im Internet werden die Jugendlichen permanent mit Problemen wie Pornografie, extreme politische Darstellungen, illegale downloads, Datenschutzproblemen konfrontiert. In dieser ersten Phase werden die Jugendlichen bezüglich dieser Probleme sensibilisiert. In dieser Phase wollen wir eine Diskussion zu diesem Thema in Gang bringen. (Wertediskussion)

Zweite Phase:

In einem weiteren Schritt erarbeiten wir rechtlicher Aspekte. Die Frage, die uns hierbei leitet, heisst: Wie ist der gesellschaftliche Rahmen, in dem wir uns bewegen: Jugendschutz und Urheberrechte. Beide Gesetze wurden in den letzten Jahren geändert und kaum jemand kennt diese.

Aber nicht nur die gesetzlichen „Schranken“ wollen wir hier bearbeiten, sondern auch Bedrohungen aus dem Internet und dem Datenaustausch per CD, Diskette oder Speicherstick. Denn hier werden permanent schädliche Programme wie Viren, Würmer, Dialer, Trojaner und Spionagesoftware verbreitet. Hier gibt es eine Reihe von Möglichkeiten sich zu schützen. Diese technischen Möglichkeiten des Schutzes werden erarbeitet und ausprobiert. Hierzu gehören: Virenscanner, Firewalls, Antispionage-Programme, Einstellungen am PC, …

Dritte Phase:

In dieser Dritten Phase wollen wir uns die eigene Situation betrachten. Wie verhalte ich mich – und was bewirke ich mit meinem Verhalten. Um diesen Abschnitt in ein erreichbares Ziel zu packen wollen wir uns das Thema Internet herausnehmen. Sollte sich hier in der Gruppe etwas anderes ergeben, wollen wir diesen Prozess durchaus fördern.
Ziel ist es also Verhaltensregeln im Internet als eine art „Internetikette“ gemeinsam entwickeln und einüben.
Darüber hinaus werden wir uns weitere Möglichkeiten der legalen Computernutzung erarbeiten. Es gibt mittlerweile in allen Kategorien der Computernutzung legale, frei kopierbare Alternativen, die den „großen“ Markennamen in nichts nachstehen, so dass hier alle UserInnen auf illegale Raub- kopien verzichten können. Ebenso wollen wir hier Möglichkeiten der legalen „MP3-Herstellung“ kennen lernen.

Vierte Phase:

Aufarbeiten der Ergebnisse in Form einer Präsentation mit der die Jugendlichen die Ergebnisse in komprimierter Form an andere weitergeben können. Dies soll nun in einem „Medienprojekt“ geschehen. In einer Internetseite wollen wir alle Ergebnisse sammeln und aufbereiten um diese Ergebnisse einer breiten Öffentlichkeit zukommen zu lassen.
Pädagogisch „wertvoll“ ist unserer Ansicht nach eine Aktion in der die Jugendlichen „live“ aktiv werden. Daher wollen wir mindestens ein Präsentations-Termin in einer anderen Einrichtung durchführen. Bei Erfolg kann diese Präsentation in weiteren Einrichtungen vorgestellt werden. Hier kann die Presse eingeladen werden.

Fünfte Phase:

Dieses Thema soll in einer MultiplikatorInnen-Fortbildung in Kooperation mit dem Kreisjugendring Reutlingen aufgearbeitet und angeboten werden. Die Zielgruppen sind PädagogInnen, Mitarbeiter- Innen von Jugendorganisationen sowie interessierte Eltern. Hier haben bereits erste Gespräche stattgefunden, um diese Ideen eventuell umzusetzen.