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Krimis, Zeichentrick und Hip-Hop

Reutlingen. Beim „Medienspektakel“ der Kulturwerkstatt zeigen junge Mädchen noch jüngeren Mädchen, wie man einen Videofilm dreht, einen Hip-Hop-Song sampelt oder am Computer einen Zeichentrickfilm erstellt.

MedienSpektakelIm Haus der Jugend ist beim Sommerferienprogramm der Kulturwerkstatt wieder einiges geboten. Im Jugendcafé ermitteln zwei Detektive bei einer waschechten Entführung. Im Saal gegenüber kommt es zu einem Diebstahl, ein junger Polizist geht der Sache nach, muss sich dabei aber immer wieder gegen seine vier erfahreneren Kollegen durchsetzen, die ihm ständig die Fälle wegschnappen.

Zwei Videogruppen drehen jeweils einen spannenden Krimi und machen dabei alles selbst: Drehbuch, Regie, Kamera, Schauspiel, Schnitt. Dabei sind die Anleiterinnen kaum älter als der Rest der Filmcrew: Ramona Binder und Tamara Zornow haben sich schon beim Medienspektakel 2009 mit 20 anderen Mädchen mit und ohne Behinderung im Alter von 13 bis 17 Jahren zu Mentorinnen ausbilden lassen. Jetzt zeigen sie den jüngeren Kursteilnehmerinnen, wies geht.

Eine dritte Gruppe macht Musik – und zwar am Computer: Mit einem speziellen Programm können Hip-Hop-Beats produziert und gesampelt werden, dazu wird gerappt und ein Song auf CD gebrannt, der dann sogar noch als Soundtrack für ein eigenes Musik-Video verwendet werden kann.

Eine vierte Gruppe konzentriert sich aufs „Zeichnen und Gestalten“ am Computer: Die Mädels erstellen hier unter Anleitung ihrer Mentorinnen mit den entsprechenden Programmen knallige Post- und Visitenkarten, Sticker oder sogar einen Zeichentrickfilm. Das Beste: Hier haben die jungen Mädchen sofort Erfolgserlebnisse, auch wenn sie bisher noch nicht so viel am Computer herumgebastelt haben.

Das integrative Projekt „Medienspektakel“, das auf drei Jahre angelegt ist, läuft seit Juni 2008: Die angehenden Mentorinnen trafen sich dabei in den vergangenen Monaten einmal pro Woche, um den Umgang mit PC, Videotechnik und den Neuen Medien zu lernen. Sie wurden außerdem in Rhetorik und Pädagogik unterrichtet und haben schon diverse andere Workshops veranstaltet. Gemeinsam mit Projektleiterin Petra Lever entwickelten sie ihr jeweiliges Kurskonzept, das sie jetzt beim zweiten Sommer-Medienspektakel umsetzen. In den Video-, Musik- und Grafikkursen geht es vor allem darum, sich auf kreative Weise mit dem PC und der Videotechnik auseinander zu setzen.

Die Workshops richten sich ausschließlich an Mädchen. Schließlich sei es wichtig, sagt Lever, dass die Mädchen „in diesem Bereich mal unter sich sind“, um die „Konkurrenz auszuschalten“. Die Jungs drängen sich ansonsten gerne mal in den Vordergrund und „wissen sowieso alles besser“, finden auch die Mentorinnen, die darauf achten, eine entspannte Atmosphäre zu schaffen, bei der jede Teilnehmerin auch „mal nachfragen“ (Vera Weigelt) kann, ohne dumme Sprüche zu riskieren.

So lernen die Mentorinnen, mit unterschiedlichen Charakteren und Kenntnissen umzugehen: „Manche sind sehr schüchtern, so dass man immer darauf achten muss, ob jemand gerade ein Problem hat, aber sich nicht traut, zu fragen“, erzählt Vera Weigelt, so dass niemand unter- noch überfordert wird. Während der zwei Wochen stehen außerdem die Mitarbeiterinnen der Kulturwerkstatt unterstützend im Hintergrund. Den Mädels mache vor allem viel „Spaß, unsere erworbenen Kenntnisse weiterzugeben“, sagt Tamara Zornow, und dabei eben auch mal in die Rolle einer „Lehrerin“ zu schlüpfen. Eleni Pantazidou wiederum freut sich, dass sie auch schon in der Schule ihr Computerwissen umsetzen konnte.

Info Für die zweite Woche (9. bis 13. August) des Sommermedienspektakel im Haus der Jugend gibt es noch freie Plätze. Anmeldung unter Telefon: (07121) 33 40 71 oder unter anmeldung@medienspektakel-rt.de.

Originalartikel erschienen am 05.08.2010 in der Südwestpresse. Druckversion