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Musikwerkstatt Presse Reviews

Festival-Fazit mit fetzigem Finale 25/7/08

JugendArt – Gelungener Abschluss des Kulturspektakels mit dem Nachwuchswettbewerb »regio.music.spot«

VON CARINA STEFAK

REUTLINGEN. Drei junge Bands aus der Region hatten am Donnerstag noch ein letztes Mal die Chance, auf der »JugendArt«-Bühne ihr Können zu beweisen, denn das diesjährige Festival ging mit dem Nachwuchswettbewerb »regio.music.spot« zu Ende. Alle drei spielten sich die Seele aus dem Leib, um die fachkundige Jury – bestehend aus Oli Dobisch, Musiker und Musikagenturbesitzer in Reutlingen, Jörg Honecker, Gründer der »jamclub Musikschule« und Biggi Neugebauer, Mitarbeiterin der Kulturwerkstatt – von sich zu überzeugen. Bewertet wurden unter anderem Stimme, Zusammenspiel und Innovation.

 

»The Snatches« bei ihrem Auftritt auf dem ehemaligen Bruderhausgelände (großes Foto). Die Jury bildeten Biggi Neugebauer, Jörg Honecker und Oli Dobisch (kleines Bild, von links) FOTOMONTAGE: TRINKHAUS

»The Snatches« aus Reutlingen machten mit fetziger Rockmusik den Anfang, »The Horst Müller Experience« aus Tübingen heizten dem Publikum mit Funk, Blues und jeder Menge poppiger Rhythmen ein. »Lapislazuli« aus Reutlingen versprachen Rock und Jazz. Sie unterhielten zwar mit sanften, melodischen Klängen – von Jazz war hierbei allerdings nicht viel zu hören.

Klare Entscheidung

Gewinnen kann bekanntlich nur einer und der Sieger heißt »The Horst Müller Experience«. »Sie kommen einfach am professionellsten rüber«, erklärt Biggi Neugebauer. »Wir haben gemerkt: Das sind routinierte Musiker, die schon lange zusammenspielen, und deshalb war die Entscheidung klar.«

Zehn Tage Tanz, Theater und Musik sind nun auf dem Bruderhausgelände zu Ende gegangen. Klaus Kupke, Festivalorganisator und Jugendreferent der Stadt, sowie Mitorganisatorin Sevil Loos, ziehen Bilanz: »Ich muss sagen, es gab tolle Tage, aber auch welche, an denen ich mir mehr Publikum gewünscht hätte«, sagt Kupke. »Wenn ich es überschlage, waren aber insgesamt etwa 4 000 Leute da, und damit bin ich ganz zufrieden.« Auch Sevil Loos, Praktikantin bei der Stadt, hätte mehr Zuschauer erwartet. »Vor allem an den kalten Tagen war einfach wenig los.«

Als Grund dafür spricht sie das mäßige Wetter an, bemängelt aber auch die Werbung. »Wir haben zwar Plakate aufgehängt und Flyer verteilt«, erzählt die Fünfundzwanzigjährige, »sind aber nicht mehr aktiv in die Schulen gegangen.« Auch Klaus Kupke findet, die Akteure hätten mehr für sich werben müssen.

Viele Projekte integriert

Loos unterstreicht, dass das Konzept von Jugendlichen für Jugendliche sei. Deshalb lebe es von der Beteiligung – sowohl durch Teilnehmer, als auch durch Publikum. Ihr persönliches Highlight war der »Girls-Street-Dance-Contest«, denn der sei »einfach super gelaufen«. Das Programm habe ihr aber generell sehr gefallen, »weil es so vielfältig war und viele Projekte integriert waren« – was auch viel Arbeit bedeute. Klaus Kupke spricht von einer »Herkulesaufgabe«. Zusätzlich zu den Projekten sei auch die britische Austauschband aus Ellesmere Port & Neston mit einem bunten Aktivitätenprogramm während ihres Aufenthalts versorgt und begleitet worden.

Für »JugendArt« 2009 hat Kupke schon konkrete Konzeptänderungen in petto. Zum einen möchte er den Standort verlagern, nämlich ins neue Kulturzentrum »franz K.« »Dort könnte man dann eine »Indoor-Outdoor-Kombination« machen. Theater und Chor drinnen, Konzerte – je nach Wetter – auch draußen. Dann hätte man alles unter einem Dach.« Zum anderen »möchte ich weg vom Juli«, führt er weiter aus. »Es ist so viel los in der Stadt: Freibadfest, Schwörtag und »Classic Night« – da kommt man sich nur in die Quere.« Der Jugendreferent plant, die Veranstaltung nächstes Jahr in den Mai oder Juni zu legen und außerdem die Dauer auf vier Tage zu verkürzen. Man könne ja im Herbst noch ein Event veranstalten, meint er.

»Bühne International« gefloppt

Kupkes Resümee kennt nur einen Makel: »Die »Bühne International« ist leider gefloppt. Sie hat kaum jemanden interessiert, sogar die Künstler selbst haben teilweise abgesagt.« Versöhnliche Worte richtet Kupke an die Nachbarn: »Wir wissen, dass viele Leute das als »Krach« empfinden, trotzdem bitte ich um Verständnis. Die Jugend braucht in der Stadt auch ihren Platz.« (GEA)

Originalartikel erschienen am 25.07.2008 im Reutlinger Generalanzeiger